Wer oder was ist hier radikal?

Gehalten auf der Raddemo gegen die A44 in den Stiftswald am 19.6.2022. Frei nach Tadizio Müller

Wir haben den Klimanotstand. Überschwemmungen wie im Ahrtal letztes Jahr, Waldbrände, wie sie schon heute wieder in Brandenburg beginnen, Trockenheit und Hitze, die zu Ernteausfällen und Trinkwassereinschränkungen führen sind real und keine Horrorszenarien und werden in den nächsten Jahren immer weiter zunehmen.

Das Massensterben von verdurstenden Rindern ist nicht mehr nur in Afrika zu beobachten, sondern ist auch schon in den USA (z.B. in Kansas) angekommen. Extremwetterlagen – wie an diesem heißen Juniwochenende – werden weiter zunehmen. Oder mit anderen Worten gesagt: dieser Juni wird einer der kühlsten sein – in den nächsten 10 Jahren!

Um auf diesen Notstand aufmerksam zu machen, gibt es Menschen, die friedlichen Widerstand leisten, die sich vor Kohlebagger setzen, die Autobahnen blockieren oder – wie wie auch hier in Kaufungen – einen funktionierenden Wald besetzen, der für eine unnötige Autobahn gerodet werden soll. Und sie werden dafür kritisiert, ihre Massnahmen seien zu radikal, es sei rechtswidrig, illegal und würde den Frieden in der Gesellschaft stören.

Die eigentliche Frage ist aber wer hier tatsächlich radikal ist? Radikal, das ist die Fossile Industrie, das ist der ungezügelte Strassenbau und alle Massnahmen, die einen Co2 Ausstoß nicht verringern sondern weiter ansteigen lassen. Der Bau eines Gaskraftwerkes, eines LNG Terminals und auch der Bau von immer mehr Strassen und Autobahnen sind ein physischer und gewaltätiger Angriff auf zukünftige Generationen, die unter den Folgen der Klimakatastrophe besonders zu leiden haben. Und genau das hat das Bundesverfassungsgericht im April letzen Jahres angemahnt: zukünftige Generationen dürfen nicht über die Massen belastet werden, weil heute nicht ausreichend Klimaschutz betrieben wird!

Maja Göpel hat das so auf den Punkt gebracht und gesagt: „Radikal sind diejenigen, die behaupten, dass die Welt in 10 Jahren nocht so aussehen kann wie heute“. Nein, das wird sie nicht! Wie schon gesagt: dieser Juni wird einer der kühlsten sein – in den nächsten 10 Jahren! Also bleibt die Frage: Was tun?

„Geht doch friedlich demonstrieren!“ oder noch besser: „Geht doch in die Politik! Da könnt ihr etwas ändern!“ Ich frage euch: Ist das tatsächlich so? Nein! Im September 2019 waren in Deutschland 1,4 Mio Menschen auf der Strasse um ausreichend Klimaschutz einzufordern. Zwei Jahre später kam das Bundesverfassungsgerichtsurteil, seit letztem Herbst sind die Grünen Teil der Regierung. Hat das alles zu mehr Klimaschutz geführt? Nein! Bis heute gibt es keine ausreichenden gesetzlichen Klimaschutzmassnahmen um die Pariser Verträge und die darin festgelegten Ziele zur Begrenzung des Co2-Ausstoßes einzuhalten. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen “gemocht werden“, friedlichen Demos und mehr Klimaschutz! Er findet einfach nicht statt!

Erst jetzt, wenn die zerstörerische Maschine der Fossilen Energien gestört wird, wenn die „gesellschaftliche Normalität“ in Frage gestellt wird, wenn Menschen sich an Brücken hängen (inzwischen ganz legal und angemeldet!), wenn Kohlebagger blockiert werden, wenn Wälder besetzt und geschützt werden sollen, jetzt wird die Bewegung gehört, weil sie sagt:

„Hallo! Hier gibt es einen Konflikt, einen Widerspruch zwischen dem was getan werden muss und dem was getan wird! So kann es nicht weitergehen, wir müssen handeln, Jetzt!!“

Und deshalb freue ich mich, dass ihr euch an diesem Tag auf den Weg gemacht habt um hier und heute auf diesen Konflikt hinzuweisen und ein Statement abzugeben: bis hier hin und nicht weiter! Danke dass ihr hier seid und bleibt stabil!

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