Es gibt noch Hoffnung

Landwirtinnen demonstrieren mit ihren Traktoren für eine zukunftsfähige regionale Landwirtschaft und den Erhalt der fruchtbaren Böden in Kaufungen

19.05.2021 – „Der Widerstand hat 20 Jahre gedauert und wahrscheinlich hat niemand mehr so richtig geglaubt, dass wir es schaffen würden“ begann Anja Banzhaf ihren Vortrag auf den Lossewiesen.

Sie sprach vom Gelingen des Widerstandes gegen den Bau eines 80 ha großen Logistik-Gebiets in Neu-Eichenberg. Ermutigend waren ihre Worte für viele Menschen in Niederkaufungen, die trotz des unsicheren Wetters am Mittwoch dem Aufruf gefolgt waren und mit Traktoren und Fahrrädern ihren Protest gegen die A44 kundtaten.
11 Landwirtinnen auf 9 Treckern und rund 60 Radlerinnen beteiligte sich an der Demo vom Rathaus aus bis zu den Losse-Wiesen.
Genau wie in Neu-Eichenberg sollen um Kaufungen große Flächen bestes Ackerland versiegelt werden.
Es sei absurd, eine funktionierende vierspurige Bundesstraße großenteils abzureißen und daneben 100 ha hochwertige landwirtschaftliche Flächen für die A 44 bei Kaufungen mit neuer Anschluss-Stelle Niederkaufungen zu zerstören, erklärte eine Vertreterin der Bürgerinnen Initiative.

Anja Banzhaf ́s machte deutlich, dass Weide- und Ackerland die Grundlage für alles sei, was Menschen konsumieren – Nahrungsmittel, Genussmittel, Kleidung.
Sie stellte die Verhältnisse anhand von ein paar Zahlen eindrucksvoll dar:

weltweit vorhandene Ackerfläche,1,5 Mrd. Hektar
geteilt durch die Anzahl der Menschen: (vorhandene Ackerfläche für Nahrungsmittel, Genussmittel,
Kleidung) pro Person



2000 m²
in Deutschland vorhandene Ackerfläche pro Person1400 m²
Für den Verbrauch in Deutschland benötigte Ackerfläche pro Person2700 m²

Banzhaf warnte, dass Acker-Flächen global gesehen knapp werden:
„Jeden Tag wird in Deutschland eine Fläche von 60 ha versiegelt, die 300 Menschen ihr Leben lang versorgen könnte“.
Sie betonte außerdem, dass unser hoher Verbrauch hierzulande Flächen anderswo in Anspruch nimmt, auch in Ländern, in denen große Teile der Bevölkerung selbst nicht ausreichend mit Grundnahrungsmitteln versorgt sind.
In diesem Kontext wurde klar, dass ein „weiter wie bisher“ keine Option ist.

Marianne Schneider von der BI betonte,
Fruchtbare tiefgründige Böden wie hier im Losse-Tal seien von unschätzbarem Wert und müssten eigentlich ab sofort unter Schutz gestellt werden.
Wir bräuchten dringend eine Anpassung der Prioritäten:
Nicht mehr der Ausbau des LKW-Verkehrs könne heute die oberste Priorität haben, sondern der Erhalt unserer Lebensgrundlagen und der Ernährungssicherheit, auch für die Enkel-Generationen.

Gefragt seien neue Ansätze, die dem Klima-Schutz Rechnung tragen:
Eine Ökonomie der kurzen Wege – möglichst lokal konsumieren und produzieren, sinnlose Transporte einstellen, nötige Güter-Fern-Transporte per Bahn.

Dass so viele der ortsansässigen Landwirtinnen und Landwirte – ungeachtet ob bio oder
konventionell – mit ihren Treckern und mit den Radlerinnen gemeinsam für den Wert der Böden und ihrer Arbeit einstehen sei eine sehr ermutigende Erfahrung und ein starkes Zeichen an die Politik und die Planerinnen.

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